Vom Ratsherrn zum Hafenmeister

Uwe Tonscheidt

Staffelübergabe - Volker Grünberg übergibt an Monika Helleckes

 

Neuenrade. Abschied nehmen von der Ratsarbeit heißt es heute für Volker Grünberg. Der 63-jährige Christdemokrat legt nach 21 Jahren Zugehörigkeit zum Stadtparlament sein Mandat nieder. Der Hauptschulrektor wird Ende Januar Pensionär und wandert aus.
Er wandert nicht weit aus, und auch nicht für immer. In die Niederlande geht es nach Drachten in Friesland an der Nordseeküste. Dort soll aus dem Neuenrader Ratsherrn ein Hafenmeister werden. „Hast Du nicht Lust, so etwas zu machen, wenn Du Pensionär bist“, hatten ihn seine niederländischen Freunde vom Bootscharter „De Drait“ gefragt. Grünberg hat Ja gesagt.

 

 


Nein sagen ist nicht das Ding des gebürtigen kölsche Jung. Als der Neuenrader Musikverein in höchster Not einen Vorsitzenden suchte und keinen fand, war Volker Grünberg zur Stelle. Eigentlich als Notlösung gekommen, stand er dem Verein zwölf Jahre lang vor. Ein Instrument spielt er nicht. „Bei den Percussions hab ich mal die Glöckchen bimmeln lassen“, so der gewordene Neuenrader scherzhaft. Und er hat bei den Musikvereinsauftritten mit der Spardose geklimpert, Spenden sammeln für den Nachwuchs.
Bei der Skiabteilung des TuS Neuenrade war der künftige Wahl-Niederländer auch Vorsitzender, 18 Jahre lang. Dort mit gewissen sportlichen Voraussetzungen: „Ich fahre Ski“. Dass er bei den Skicracks den Spitznamen Kugelblitz trägt, verrät, dass das Können auf den Brettern „nicht besonders gut ist“.
Besonders gut entwickelt ist aber Volker Grünbergs Bereitschaft mitzuhelfen und zu machen. Sei es im städtischen Kulturangebot, im besonders reichlichen Vereinsleben oder in der Kommunalpolitik. „Immer da, immer zuverlässig“, so CDU-Fraktionschef Alexander Klinke bei einer Abschiedsfeier, die die Christdemokraten am Dienstagabend im Weinkeller für ihren scheidenden Kollegen ausrichteten.

Als Abschiedsgeschenk gab es fürs Boot in Holland eine deutsche Flagge, und für die künftigen Heimataufenthalte in Neuenrade einen aus der Parteikasse finanzierten Gutschein auf Lebenszeit für alle Neuenrader Kulturveranstaltungen.
So ganz kehrt Volker Grünberg Neuenrade nämlich nicht den Rücken. Von November bis März, wenn an der Nordsee keine Bootssaison ist, will er künftig an der Hönne überwintern.

INFO
Seit 1975 in Neuenrade
Seit 1975 lebt Volker Grünberg in Neuenrade. Am 3. Februar trat er
seinen Dienst an der Hauptschule Niederheide an, deren Rektor er
im Jahr 1992 wurde.
Seine offizielle Verabschiedung als Schulleiter findet am Freitag,
28. Januar, statt. Abends ist eine große Festivität geplant.

 

 


SV 16.12.

Grünberg sagt Lebewohl
Der christdemokratische „Multi-Funktionär“ legt seine vielen politischen Ämter nieder und verabschiedet sich in Kürze Richtung friesische Küste

Von Markus Jentzsch

NEUENRADE • Wer kennt sie nicht, die mythische Phantasiewelt Mittelerde, die der britische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien in seinem Roman „Der kleine Hobbit“ erschaffen hat – der dann als „Herr der Ringe“-Trilogie in die Kinos kam. Darin gibt es einen Hobbit namens Bilbo Beutlin. Dieser hat in seinem Leben viel erreicht, gilt als angesehen und achtbar. Nun, da er in die Jahre gekommen ist, möchte er noch einen Traum verwirklichen, und zu einem Abenteuer in die weite Welt ziehen. Genau an diese Romanfigur erinnerte Volker Grünberg, als er am Dienstagabend im Neuenrader Weinkeller am Pförtchen saß, eingerahmt von seinen christdemokratischen Parteifreunden. Bilbo Beutlin zog einen Strich unter sein bisheriges Leben, Volker Grünberg hingegen möchte seine Freundschaften auch zukünftig pflegen. Ihn lockt der Norden der Niederlande, wo die Friesen beheimatet sind. Dort möchte sich der Vollblutpolitiker und Hauptschuldirektor in Personalunion zu Ruhe setzen, seine zahllosen Ämter hinter sich lassen. Neuenrade endgültig den Rücken zu kehren, kommt für Grünberg allerdings nicht in Frage. Dafür hat er die Stadt Neuenrade und ihre Menschen im Laufe der Jahre zu lieb gewonnen, wie er am Dienstag nochmals betonte.
Wo fängt man bloß an, wenn man Volker Grünberg beschreiben möchte? Mit dieser Frage stieg der Fraktionsvorsitzende Alexander Klinke in seine Laudatio ein und präsentierte sogleich einen mehrseitigen Ausdruck, auf dem die vielen Stationen Grünbergs politischer Karriere verzeichnet waren – zu viele, um sie alle vorzulesen. Als Multi-Funktionär bezeichnete Klinke seinen langjährigen Weggefährten. 1989 seien sie gemeinsam in den Rat der Stadt Neuenrade eingezogen, nur kurze Zeit später sei bereits die Mauer gefallen. Klinke ließ es mit einem Grinsen im Gesicht im Raum stehen, wie groß Grünbergs Anteil an dem Wunder gewesen war. Grünberg sei vom Start weg zu Höchstform aufgelaufen, hätte in fast allen Ausschüssen seine Handschrift hinterlassen. Weil er mit dem politischen Tagesgeschäft offenbar noch nicht ausgelastet war, nahm er gleich in mehreren Vereinen und der Hauptschule verantwortungsvolle Posten an. „Wenn er etwas macht, dann mit Herzblut“, meinte Klinke und betonte, dass er für viele ein Vorbild sei und sein Abschied zwangsläufig eine immense Lücke hinterlasse.
Mit drei Präsenten verabschiedete die Neuenrader CDU ihren Ratsherr. Als erstes nannte der Fraktionsvorsitzende die Lampe, die Grünberg auf seinem Zuhause, einem Boot an der friesischen Küste, Licht spenden soll. Zweitens schenkten sie ihm eine Deutschlan-Fahne, die jedem klar macht, wo der Kapitän seine Wurzeln hat und zu guter übergab Klinke noch eine Urkunde, die Grünberg lebenslang freien Eintritt in alle kulturellen Veranstaltung der Hönnestadt zusichert.
Im Rahmen der Verabschiedungsfeier im Weinkeller präsentierte Alexander Klinke mit Monika Helleckes Grünbergs Nachfolgerin im Rat der Stadt.